Eine für uns noch heute ungewohnte, chromatisch reiche Tonsprache entfaltete Orlando di Lasso einst in seinen Sibyllinischen Prophezeiungen. BernVocal singt unter Fritz Krämer. Nicolas Buzzi paraphrasiert die Gesänge elektronisch.
Aus der Antike tönen die Weissagungen
der Sibyllen herüber und kündigen die
Menschwerdung Gottes an. Für die Komponisten
der Renaissance müssen sie geheimnisvoll
gewirkt haben, und so vertonten sie
diese Texte in einer hochchromatischen
und auf uns unerhört modern wirkenden
Klangsprache – so etwa Orlando di Lasso
in seinen singulären «Prophetiae Sibyllarum
». Die Harmonien folgen darin völlig unvermittelt
aufeinander, d.h. sie scheinen
unvermittelt,
weil sie in dieser Weise dem
Ohr nicht geläufig sind. Dieses Unvermittelte,
immer noch Verwirrende und Schockierende
möchte das Ensemble BernVocal
erlebbar
machen – «und zwar nicht nur um
seiner selbst willen, sondern auch in Verbindung
mit der textlich-inhaltlichen Ebene,
die di Lasso damit ausdeutet: dem Geheimnis
ekstatischer Prophezeiung».
Der in Bern geborene und heute in Zürich
und Frankfurt lebende Elektronikmusiker
Nicolas Buzzi hat schon mehrmals mit Ensembles
für Alte Musik zusammengearbeitet
und versteht sich hervorragend darauf, ferne
Klangsphären zu verbinden und zu kon -
trastieren. Das anlässlich des Musikfestival
Bern in Auftrag gegebene «Say what? – Just
Paraphrasing» nutzt Metadaten des Renaissancewerks
– als aussermusikalisches Referenzsystem
und zum Erfragen eines Dialogs
zwischen Zeiten.
Dauer: ca. 65 Minuten
Eine Veranstaltung
von BernVocal und
Musikfestival
Bern
in Kooperation mit
Dampfzentrale
Bern.
Die Komposition von
Nicolas Buzzi entstand
im Auftrag des Musikfestival
Bern, gefördert
durch die Ernst von
Siemens
Musikstiftung.
Projektförderer: Pro Helvetia, Nicati-de Luze,
Burgergemeinde
Bern, Bürgi-Willert-Stiftung,
Gesellschaft
zu Zimmerleuten, GVB Kulturstiftung