Ein vor bald sechzig Jahren komponiertes Werk wird von einem anderen Komponisten nach langer Zeit wieder aufgegriffen, kommentiert und in einen vielfältigen Zeitbezug gestellt. So macht es der Schweizer Michael Pelzel mit Zimmermanns Cellosonate. Es spielen der international renommierte Thomas Demenga und sein ehemaliger Student Sebastian Braun, der im Bereich der Neuen Musik inzwischen selbst zu den profiliertesten Cellisten seiner Generation gehört.
Über der Cellosonate Zimmermanns steht wiederum ein Zitat aus dem Prediger Salomo: «…et suis spatiis transeunt universa sub caelo» (Luther: «Und alles fürnemen unter dem Himel hat seine stund.»)
Auch dieses Werk entwirft in fünf Sätzen einen weiten Zeitklangraum. Die musikalische Sprache Zimmermanns fasziniert auch den Schweizer Komponisten Michael Pelzel, insbesondere aufgrund ihrer klanglichen Tiefenschärfe, ihrer instrumentatorischen Raffinesse und ihrer ebenso impulsiven wie intimen Melodik. «Wilde und zerklüftete Eruptionen stehen neben Statik und rezitativischem Parlando. Kalkül versus Improvisation», schreibt Pelzel und verweist auf Zimmermanns «Kugelgestalt der Zeit», die eine Differenzierung im Empfinden erlebter und objektiver Zeit einführt. «Auch mir ist es als Komponist sehr wichtig, dieses Zeitempfinden zu gestalten und zu beeinflussen, also eine objektiv kürzere musikalische Passage subjektiv länger erscheinen zu lassen oder umgekehrt. Solche Fragen stellen mich stets vor neue Herausforderungen: Spannende kompositorische ‹Vexierspiele› ergeben sich daraus.»
Der Philosoph Christian Grüny macht sich dazwischen unter dem Motto «Resonanz und Wiederholung» Gedanken über Zimmermann: «Bedeutung ist Wiederholung, Kultur ist Wiederholung, Resonanz ist Wiederholung, Wiederholung ist Wiederholung. Bedeutung braucht Resonanz, Kultur braucht Resonanz, Wiederholung braucht Resonanz, Resonanz braucht Resonanz. Abstände und Unterschiede allerorten, und nichts kommt je wieder. Darüber wird zu reden sein.»
Dauer: 52 Minuten
Das
Radiomobil von Radio Antenne ist von 16.30–19.30 Uhr vor Ort.
Eine Veranstaltung von Musikfestival Bern in Kooperation mit Kunstmuseum Bern.
Die Komposition von Michael Pelzel entstand im Auftrag des Musikfestival Bern.