In seinem Zyklus «Die Stücke der Windrose» hat Mauricio Kagel auf hintergründige Weise die Himmelsrichtungen «vertont». Das Ensemble Paul Klee (Ltg. Kaspar Zehnder) spielt jeweils zwei davon im Mittagskonzert.

Der Argentinier Mauricio Kagel, der ab 1957 ständig in Deutschland lebte, hatte einen etwas anderen Blick auf die Welt und die Musik – und hat zeitlebens virtuos damit gespielt. Wenn man den ersten prägenden Lebensabschnitt in der südlichen Hemisphäre verbracht habe, so seien «mit den verschiedenen Himmelsrichtungen bestimmte Erlebnisse, Sehnsüchte und schematische Vorstellungen verbunden, die genau entgegengesetzt zur entsprechenden Gefühlswelt der Europäer» seien. Der Süden etwa sei für ihn kein Ort der Hitze, sondern der Kälte: Patagonien.

In den acht Stücken, die zwischen 1988 und 1994 entstanden, nahm er sich vor, «den geographischen Standort meiner musikalischen Betrachtungen oft zu wechseln» und so die Relativität der Himmelsrichtungen zu betonen. Der «Südwesten» startet so etwa in Mexiko und endet in Neuseeland. Im Westen thematisiert er eine Wechselbeziehung, die zunächst zu einer Afrikanisierung Nordamerikas und später einer Amerikanisierung der Musik Afrikas führte.

Der Kompass wird so jeweils neu eingestellt. Aussergewöhnlich ist schliesslich auch die Besetzung: ein Salonorchester, das beim Ensemble Paul Klee auf vorzügliche Interpret*innen trifft.