Zwei Kantaten von Bernd Alois Zimmermann und Michael Wertmüller beschäftigen sich mit der Zeitlichkeit des menschlichen Lebens. Aufgeführt werden sie von Christina Daletska, Graham Valentine sowie einem Kollektivensemble aus Spezialist*innen unter Lennart Dohms. Dabei und dazwischen wird Sprache zu Sprachmusik – und die Zeit wendet sich um vier Jahrhunderte zurück.
«Alles hat seine Zeit» – der Text aus dem Prediger Salomo – beschäftigte Bernd Alois Zimmermann sein ganzes kompositorisches Schaffen hindurch. Immer wieder hat er ihn aufgegriffen und neu beleuchtet, so etwa in einer Solokantate von 1957. Sechzig Jahre nach Zimmermann hat der in Berlin lebende Berner Komponist und Perkussionist Michael Wertmüller, ein Meister im Schichten unterschiedlicher Zeitverläufe, den Text in ähnlicher Besetzung wieder hervorgenommen. Er interpretiert ihn neu, stellt ihn in Frage und schafft so vielfältige Bezüge.
Die beiden Musiker verbindet über die Jahrzehnte hinweg die Kompromisslosigkeit ihrer Haltung, das brennende und empathische Interesse für das Zeitgeschehen – und die Liebe zum Theater. Zwischen den Kantaten leuchtet ein anderes Thema auf, das Zimmermann und Wertmüller fasziniert: Sprache als Musik. In der Lesung von Graham Valentine werden die Texte von François Rabelais, einem Lieblingsautor Zimmermanns, und von Johann Fischart zur musikalischen Performance, zum Lingual, zur Zungenbühne – interludiert von Frescobaldis «Cento partite sopra passacagli», einer ausufernden Variationenfolge.
Dauer: 52 Minuten
Eine Veranstaltung von Musikfestival Bern in Kooperation mit Camerata Bern, Dampfzentrale Bern und Hochschule der Künste Bern.
Die Komposition von Michael Wertmüller entstand im Auftrag des Musikfestival Bern.